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«Wir sind die Arterie des Festivals»

21 Kilometer Kabel, sechs Kilometer Girlanden und 220 Arbeitstage: Ein 20-köpfiges Team um Chef-Stromer Kaspar Langenegger (35) sorgt während des Gurtenfestivals dafür, dass die Bühnen, Besucher, Foodstände und Sponsoren Strom haben.

Was ist deine Aufgabe auf dem Gurten?
Mein Team und ich bauen das Stromnetz für das Festival. Der Strom muss überall dort sein, wo man ihn benötigt: Auf der Hauptbühne, bei den Foodständen, den Sponsoren und in der Sleeping-Zone. Im Vorfeld braucht es dafür natürlich eine gute Planung, die einen grossen Teil unserer Aufgabe ausmacht. Wir erkundigen uns nach den Bedürfnissen, zeichnen Schemas und bestellen das Material.

Und wann beginnen die Arbeiten auf dem Berg?
Wir starten drei Wochen vor dem Festival auf dem Gurten. Zwei Wochen vor dem Festival ist das Team komplett. Wir sind 20 Leute und leisten insgesamt 220 Arbeitstage. Wir verlegen 21 Kilometer Kabel. Das sind etwa 200 Stromverteiler, um die 500 Lichtpunkte und sechs Kilometer Girlanden, die es zu erschliessen gilt.

Wie lange bist du schon dabei?
Ich feiere heuer mein Zehnjähriges.

Weshalb kommst du jedes Jahr wieder?
Ich mag das Team und die Stimmung untereinander. Wir sind wie eine Familie, in der jeder sich sein kann, aber hier auf dem Berg werden wir zu einem uns. Wir sind ein Pool von etwa 30 Leuten, die immer wieder kommen. Einer ist schon seit 20 Jahren dabei, andere seit 15. Und natürlich gefällt mir die Abwechslung und die Grösse, die technisch gesehen eine Herausforderung ist. Wir sind die Arterie des Festivals, ohne Strom geht nichts.

Wie haben sich die Bedürfnisse der Bands, Foodstände und Sponsoren über die Jahre hinweg verändert?
Sehr stark. Der Food muss schneller produziert, die Kunden müssen schneller bedient werden. Auch die Bedürfnisse der Besucher haben sich verändert. Es gibt Beleuchtung auf dem Campingplatz, die Leute wollen warmes Wasser. Zwischen 2008 und 2012 ist der Strombedarf um rund zehn Prozent pro Jahr gestiegen. Dank einer Energieeffizienz-Analyse und neuer Technologien können wir den Stromverbrauch nun fast auf diesem Level halten.

Was ist die grösste Herausforderung in deinem Job?
In Bezug auf Strom ist alles lösbar, bei jeder Herausforderung lernt man etwas. Dazu braucht es aber ein gutes Team, damit man zeitlich durchkommt. Denn der Stromer ist immer der Letzte, der zum Einsatz kommt. Wir können ja kein Licht installieren, wenn die Bar noch nicht steht oder einen Kühlschrank anschliessen, der noch gar nicht geliefert wurde. Zeitmanagement ist also die grösste Herausforderung.

Was ist der grösste Unterschied zu deinem Job im «normalen» Leben?
Ich bin Projektleiter Elektro beim Familienunternehmen Rolf Gerber AG. Ich habe grösstenteils einen Bürojob, bin manchmal auf Baustellen und mache Beratungen. Das hier oben ist mein grosses Projekt, das sich mit Planung und Nachbearbeitung über das ganze Jahr hinweg zieht.

Was ist deine grösste Sorge während des Festivals?
Dass wir an einem Ort keinen Strom mehr haben. Ich bin angespannt, wie auf Nadeln. Insbesondere in der ersten Festivalnacht.

Bekommst du überhaupt etwas vom Festival zu sehen?
Natürlich. Die Musik ist auch bei uns ein Teil davon, das muss so sein, sonst machst du so etwas nicht. Aber ich gebe zu: Ich sehe etwa zwei bis fünf Bands pro Tag und das vielleicht jeweils zehn Minuten.

Fehlt dir das Gurtenfestival als normaler Besucher?
Nein. Ich kann mir das nicht mehr vorstellen. Wenn man das ganze Drumherum backstage sieht, erlebt man so viele besondere Dinge, die das Festival ausmachen.

Was ist dein ganz besonderer Gurten-Moment?
Es gibt viele Momente. Wenn meine Familie vorbeikommt zum Beispiel und ich dann sehe, wie mein Sohn die Maschinen bewundert. Einer der besten Momente ist jeweils die schöne Abendstimmung backstage auf der Terrasse, wenn wir zusammensitzen und das Licht an geht.

Interview: Nora Camenisch