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James Gruntz: Gurtenfestival mit einmal drüber schlafen

Ein Interview mit dem wohl introvertiertesten Bohemien, den die Schweiz aufzubieten hat. James Gruntz über die kleinen Dinge, Alltag im Alltag, Avancen von Filmemachern und darüber, dass er nur als Musiker das Gurtenfestival besucht hat.

Du kommst gerade aus dem Rhonetal, bist in Sion aufgetreten. Das ist eine wunderschöne Landschaft. Du hast auf Instagram gepostet: von einem Berg auf den nächsten Berg. Du bist ein Ästhet. Die Tapete im Hotelzimmer ist genauso wichtig wie der Ausblick. Alles muss stimmen.
Ja. Ich erfreue mich an den kleinen Dingen und versuche das zu zelebrieren. Auch in der Musik habe ich das Gefühl, dass in den kleinen Dingen das Wichtige passiert.

Ich habe dich mal durch Zufall im Lötschental gesehen. Du warst ohne Gepäck, mit Freunden unterwegs. Du hast dort ein Album aufgenommen. Zieht es dich zwischen deinem Wohnort, den Auftrittsorten und den Bergen hin und her? Gibt es einen Sehnsuchtsort für dich ausserhalb der Schweiz?
Es gibt Orte, wo ich gerne mal hin würde, und die, wo ich schon war, und wieder gerne besuchen möchte. Aber grundsätzlich ist es so, dass ich gerne zuhause bin. Deshalb bin ich in dem Jahr, in dem ich keine Konzerte gespielt habe und wo ich Zeit hatte zu verreisen, letztendlich zuhause gewesen. Und habe das auch genossen. Nichts machen müssen. Alltag im Alltag finden.

Du hattest mal überlegt, ob du nochmal ins Ausland gehst. Ist das vom Tisch?
Beruflich? Oder sich niederlassen?

Nicht auswandern. Aber eine andere Erfahrung machen. Es kann eine Form der Inspiration sein. Die Wurzeln kappen und sich selbst aussetzen.
Das wird sicher kommen, dass das für mich wichtig wird, aber im Moment ist das Interesse grösser, zu den Wurzeln zu finden, als sie zu kappen. Deshalb zieht es mich auch nicht weg, sondern es zieht mich zu mir und zu dem, was mich ausmacht. Und herauszufinden, warum ich so bin wie ich bin.

Du versuchst, dich mit „Heart Keeps Dancing“ auf dem deutschen Markt zu positionieren. Das ist wahrscheinlich nicht gerade leicht.
Enorm schwierig. Wenn man mit Musik mit englischsprachigen Texten im Ausland versucht etwas aufzubauen, ist man Konkurrenz zu allen anderen wie Beyoncé und dergleichen. Nicht einfach.

Sophie Hunger hat diese Mehrsprachigkeit. Wie ist das mit dir?
Französisch gar nicht. Schwiitzerdütsch (er windet sich) – hab ich kürzlich einen Song von Lo & Leduc gecovert. Hat mir schon Spass gemacht, aber für mich ist Musik immer schon Englisch gewesen. Selbst als ich noch kein Englisch konnte, hab ich so getan, als ob ich’s könnte. Mundart reden und Englisch singen – das sind zwei komplett verschiedene Sachen.

Wann hast du das erste Mal deine Stimme entdeckt?
Ich habe immer gerne und viel gesungen, aber früher hat das relativ schlimm getönt. Das hat sich enorm entwickelt und ich habe das probiert auszubauen mit hell, tief, schnell, langsam. Das kam über die Jahre. Ich wusste immer schon, dass es wichtig ist für mich. Ich konnte es dann immer besser kontrollieren.

Niemand wird gerne verglichen und doch heisst du Gruntz und bist entfernt mit George Gruntz verwandt. Wenn du am Festival da Jazz auftrittst, wo dein Konzert schon ausverkauft ist wie das von Al Jarreau – da werden einige Musiker bei dem Namen Gruntz stutzen. Hatte er oder sein Schaffen eine Botschaft für dich?
Dank George Gruntz galt und gilt in meiner Familie Musik als Lebensentwurf. Ich habe mich nie rechtfertigen müssen oder etwas anderes nebenher machen müssen, um Musik machen zu dürfen. Das realisiere ich. Wir sind regelmässig an seinen Konzerten gewesen, was mich enorm beeindruckt hat, aber ich kann nicht sagen, was hängengeblieben ist.

Obwohl es für dich ja sensationell läuft im Moment: Hättest du auch Lust, Filmmusik zu machen?
Das ist lustig, dass du das sagst. Ich bin schon von mehreren Filmemachern darauf angesprochen worden, aber sie haben dann gesagt, dass sie nochmal auf mich zukommen, wenn sie sich das leisten können. Finde ich sehr spannend, ja. Könnte ich mir gut vorstellen, Stimmungen, Emotionen zu Bildern in Musik zu übersetzen. Das gesprochene und gesungene Wort gehört nicht unbedingt dazu. Stimmungen malen. Nicht Strophe Refrain, Strophe Refrain, Radioformat.

Du spielst nicht das erste Mal auf der Waldbühne.
Das zweite Mal.

Du bist ja sogar in Bern geboren. Ist das ein emotionales Ding, hier zu spielen?
Der Gurten grundsätzlich. Wenn man im Kanton Bern aufgewachsen ist, dann ist das das Festival. Da muss man gewesen sein, da gehen alle hin. Deshalb ist das schon speziell, hier auf der Bühne zu stehen.

Kannst du dich noch an deinen ersten Festivalbesuch erinnern?
Den hat es lustigerweise nie gegeben. Mit 16 bin ich nach Basel gegangen und das wäre dann so die Zeit gewesen. Deshalb war ich das erste Mal auf dem Festivalgelände, als ich wusste, hier geh ich auf die Bühne.