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Interview mit The Cat Empire

Auch wenn es aktuell nicht danach ausschaut: der Sommer kommt, grosses Ehrenwort. Und zwar in Form der australischen Livebombasten The Cat Empire. Die sechsköpfige Truppe wurde für die Festivalbühne geboren wie kaum eine andere Band. Berüchtigt für ihre energiegeladenen Liveshows und die gekonnte Vermählung musikalischer Einflüsse aus allen Ecken dieser Welt, entlocken The Cat Empire auch dem Kopfnicker an der Bar heimliche Tanzeinlagen. Bevor die Australier am Sonntag die Zeltbühne rocken werden, haben wir uns mit Frontmann Felix Riedl unterhalten.

Es ist so gut wie unmöglich, eure Musik stilitisch einzuordnen – “Modern World Music” trifft es vielleicht am besten. Die einzige Konstante, die sich durch all eure Alben abzeichnet, ist diese positive Energie. Als ob in jedem eurer Songs die Sonne scheint. Widerspiegelt das die Persönlichkeiten in eurer Band oder war es ein bewusster Entscheid, dass ihr mit eurer Musik genau dieses Gefühl vermitteln wollt?

Das ist eine interessante Frage … Und trifft genau den Kern der Sache für mich. Ich glaube, das ist alles auf den Anfang zurückzuführen. Meine Liebe zur afrikanischen und afro-kubanischen Musik zum Beispiel ist etwas, das mich schon ganz früh eingenommen hat. Ich erinnere mich daran, wie ich mir diese Lieder anhörte  – Lieder, in denen die Sonne scheint, wie du das so schön gesagt hast – und ich hatte keine Ahnung, wovon die da singen. Da spricht in erster Linie die Musik zu dir. In der Weltmusik findest du ganz oft Lieder, die zum Tanzen animieren, wenn du dir die Texte dann übersetzen lässt, entdeckst du dahinter zum Teil ganz furchtbare oder gewaltvolle Geschichten. Traurig klingende Songs wiederum können ganz heitere Inhalte haben. Diese Gegensätze finde ich unglaublich spannend. Ich glaube nicht, dass sich Musik auf jemandes Charakter zurückführen lässt – stattdessen sind es diese Widersprüche, die ich schon immer versucht habe in unsere Musik einfliessen zu lassen. Manchmal ist mir das gelungen, und manchmal nicht. Aber das Spielen mit diesen Facetten ist, was uns ausmacht, und der Grund, weshalb Fans unsere Konzerte besuchen. Man kann so viele Gefühle in eine Liveperformance stecken, positive wie negative, und dadurch eine Energie erschaffen, die im besten Falle euphorisch ist.

Ich finde das ganz spannend, was du da ansprichst. Wenn man das verallgemeinern will, dann ist es doch so, dass gerade afrikanische Künstler sich in ihrer Musik ganz anders ausdrücken, sehr viel positiver, während wir hier in der westlichen Welt gerne einen auf Elliott Smith machen, wenn wir mal einen schlechten Tag haben…

…ganz genau! Und das finde ich so unglaublich langweilig. Ich mag es, wenn Songs vielschichtig sind, geheimnisvoll und nicht so offensichtlich. Mit unserem letzten Album verhält es sich so. Auch mit unserem ganz frühen Material, diese Songs habe ich instinktiver geschrieben und das Resultat gefällt mir viel besser als die plakativen Gute-Laune-Songs.

Diese überbordende Positivität scheint auf “So Many Nights” und “Cinema” etwas abgeschwächt. Für mein Empfinden klingen beide Alben immer noch sehr fröhlich und ungehalten, aber du hast in einem anderen Interview gesagt, dass du damals eine schwierige Zeit durchgemacht hast. Wie wirkt sich das auf dein Songwriting aus? Fällt es dir leichter, Songs zu schreiben, wenn du glücklich bist?

Nein, ich habe Melancholie im kreativen Prozess schon immer sehr viel nützlicher gefunden als Zufriedenheit. Wenn ich glücklich und zufrieden bin, dann gehe ich schwimmen oder lese ein Buch. Wenn ich Songs schreibe, dann hilft mir diese Melancholie. Die meisten Leute wären wahrscheinlich überrascht, wenn sie wüssten, wieviele der Cat Empire Songs so entstanden sind. Ich bin nicht immer so glücklich, wie es meine Musik vermuten lassen könnte [lacht].

Ihr seid bekannt für eure Livepräsenz, nun seid ihr aber doch schon seit 13 Jahren unterwegs – freut ihr euch noch auf jede Tour, oder hast du Momente, wo du lieber zuhause die Pantoffeln hochlagern würdest?

[Lacht] Nein, nein, ich freue mich immer noch. Und das ist die Wahrheit! Auf die anstehende Tour freue ich mich ganz besonders, weil ich mit der Band schon sechs Monate nicht mehr unterwegs war. Hättest du mich am Ende der letzten Tour gefragt, hätte ich dir eine ganz andere Antwort gegeben. Ich war erledigt! Aber es sind Festivals wie das Gurtenfestival, die unserer Dynamik entsprechen und unsere Band am Leben erhalten. Die entspannte und feierlustige Stimmung, die wir an Festivals antreffen, bringt das Beste in uns hervor. Diese Connection unter den Fans und zwischen uns auf der Bühne und dem Publikum […] dafür mache ich Musik. Wenn wir diese Energie eines Tages nicht mehr hinkriegen sollten, dann würde ich nicht mehr mit Cat Empire auftreten. An Festivals habe ich ausserdem die Gelegenheit, mir andere Bands anzusehen, Neues zu entdecken. Und ich lasse mich auch beim Songwriting von der Festivalatmosphäre inspirieren. Der Song “Steal The Light” zum Beispiel ist aus einem ganz speziellen Moment auf der Bühne entstanden. Es ist also ein Kreislauf, jeder Auftritt inspiriert mich zu neuem Material. Und ich bin nur mit einer Handvoll meiner Songs wirklich zufrieden, weil sie eine Stimmung so eingefangen haben, wie ich das wollte. “Steal The Light” ist einer davon.

Es sind Festivals wie das Gurtenfestival, die unserer Dynamik entsprechen und unsere Band am Leben erhalten.

Und, was ich natürlich auch noch hinzufügen muss … auf einer Festivaltour spielst du für ein Publikum, das dich noch nicht kennt und das ist extrem spannend für uns. Gerade auch, weil wir gerne improvisieren und diese Herausforderung lieben. Es kann also gut sein, dass wir in Bern spontan eine Kursänderung einschlagen und absolut nicht das spielen, was geplant war. Das hängt ganz von den Bernern ab [lacht].

Der Auftritt am Gurtenfestival nächsten Sonntag wird euer erster Aufrtitt in Bern sein, richtig? 

Ja. Wir haben bereits einige Mal in Luzern gespielt, am Blue Balls Festivals, das hat immer extrem Spass gemacht … Und in Zürich, aber noch nie am Gurtenfestival.

Ihr werdet es mögen, da bin ich mir ziemlich sicher… Das Gelände liegt auf einem Hügel und bietet einen traumhaften Ausblick über die Stadt. Und als Sportfanatiker wirst du dich sicher an der Aare erfreuen. Bring besser mal deine Badehose mit…

Nein, im Ernst?! Das klingt fantastisch! Die bringe ich definitiv mit! … Jetzt freue ich mich noch mehr. Ich werde zusehen, dass ich meinen Flug umbuchen und noch ein paar Tage länger bleiben kann.

Interview: Lorena Blattner