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Wanda, Amore – und Mittelmeer bleibt Mittelmeer
Wie übersteht die österreichische Band Wanda den Tournéestress ohne ihr geliebtes Wiener Quartier? Ganz einfach: In stetem Gedenken an ihre Lieblingsbar, das Kreisky. Der einzige, der ihnen fehlt, ist Toni, der Kellner. Aber irgendwer bringt irgendwem auf Tour immer ein Getränk. Ein Gespräch mit Bassist Ray und Schlagzeuger Lukas über Trinkkultur, Kultur und Unterhaltung in rohen Zeiten wie diesen.
Ich bin gestern mit einem Mann zurück ins Tal gefahren, der ein Jahr in Wien gelebt hat und zufällig die Freundin eures Gitarristen kennt. Ich soll euch fragen, wie ihr es auf Tour ohne die Bar Kreisky aushaltet.
Ray Weber: Wir erschaffen uns einfach jeden Abend, wenn wir Konzerte spielen, unser eigenes Kreisky. Das Kreisky ist ein ganz kleines Lokal in Wien und wir buchen extra kleine Backstage-Räume, dass wir so eng zusammensitzen, sodass wir jederzeit anstossen können und trinken und Spass haben.
Lukas Hasitschka: Da brauchen wir auch nicht schreien und jeder hört jeden.
Ray Weber: Das Einzige, was uns auf Tour fehlt, ist der Toni, das ist der Kellner. Der ist mein Liebling. Er bringt mir jedes mal, wenn mein Glas leer ist, ein neues Getränk. Das gibt es hier nicht. Aber Lukas springt manchmal ein.
Wegen eures kometenhaften Aufstiegs waren die Venues auf einmal nicht mehr gross genug. Stimmt das?
Ray Weber: Wir sind eine Stufe nach der anderen aufgestiegen. Das hat alles gepasst. Wir wollten ja nicht unser erstes Album herausbringen und dann gleich in einer Arena in Berlin spielen. Wir haben uns hochgearbeitet von den dreckigen Pubs …
Lukas Hasitschka: … die aber auch sehr schön waren.
Ray Weber: Natürlich. Sie sind halt dreckig. Das ist nichts Negatives. Wir sind von den Dreissiger-Locations über die Keller-Partys zum Gurtenfestival gekommen. Das macht sehr viel Spass.
Ihr geht ja sogar noch auf Kreuzfahrt dieses Jahr. Amore und Mittelmeer: Ist diese Idylle nicht kaputt?
Lukas Hasitschka: Ich finde, das sollte man trennen. Ob es ein Festival ist oder eine Kreuzfahrt: Das ist immer noch Unterhaltung, und es ist wichtig, im Kopf zu behalten, dass es ein Terrain ist, wo etwas passiert. Aber es ist der falsche Weg, etwas abzusagen, nur weil es Kultur und Unterhaltung ist. Das ist der falsche Weg, etwas zu bewegen. Was passiert, hat nichts zu tun mit dem, was wir machen. Aber es ist ein schwieriges Thema.
Ray Weber: Wir sind bei der Kreuzfahrt fünf, sechs Tage unterwegs mit Fans, die wir kennenlernen können und sie uns, und wir zusammen Spass haben und die Sonne geniessen und uns bewusst machen, dass wir ein Leben haben, das wir glücklich leben können.
Lukas Hasitschka: Es ist egal, wo etwas passiert, aber hier passiert Unterhaltung, hier passiert Kultur. Und Mittelmeer ist Mittelmeer.
Ray Weber: Wir könnten auch auf dem Wörthersee drei Tage herumfahren, wo alles schön ist, das macht es auch nicht besser.
Heute Abend spielen zwei Stunden vor euch AnnenMayKantereit. Gibt’s da eins auf’s Maul? (Anm.: In einem Interview soll der Sänger von AMK auf die Frage, welche Band sich sofort auflösen sollte, Wanda gesagt haben.)
Lukas Hasitschka: Nein. Wir haben schon oft mit ihnen gespielt und sind gute Kollegen. Wir schätzen uns und es ist schön, mal wieder zusammen zu spielen.
Ray Weber: Wir schätzen es auf jeden Fall. Was auf der anderen Seite passiert, wissen wir nicht. (Sie lachen.) Wir sind glücklich, dass es so viel deutschsprachige Musik gibt. Es sollten noch mehr kommen, die in unseren drei Ländern für Spass sorgen.
Wenn Ihr an ein Festival kommt – checkt Ihr da gewisse Sachen ab vor eurem Auftritt, nebst dem Soundcheck. Sind ja nicht alle Festivals gleich gut.
Ray Weber: Das ist immer anders. Wenn wir am Vortag viel getrunken haben und bis zum Soundcheck schlafen, dann kriegen wir nicht so viel mit vom Festival, aber heute sind wir früh aufgestanden und haben uns alles angeschaut, die Mischpulte und so. Ich mach das auch gerne, auf dem Festivalgelände herumlaufen, weil man immer so Goodies abstauben kann. Ich hab gehört, hier soll es Sonnenbrillen geben.
Lukas Hasitschka: Wir sind nicht die Soundtüfftler-Band, und haben auch selbst einen Tontechniker. Jedes Festival ist anders, und das ist auch spannend für die Zuhörer, aber wir sind Rock’n’Roll und auch Punk, von der Attitüde her, deswegen planen wir nicht bis ins letzte Detail und lassen es auch passieren. Ray hat sich grad einen Verzerrer gekauft, den setzt er heute das erste Mal ein.
Ray Weber: Manu hat Angst, dass ich ihm die Show stehle, aber ich hab’s auch nur ganz leicht eingestellt.
Interview: Helge von Giese
Fotos: Sandra Blaser / konzertbilder.ch