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Leicht unbekümmerte Balladen für Bern

Klaus Johann Grobe, das ist der Name eines Duos bestehend aus Sevi Landolt und Dani Bachmann, die gegenüber Zürichs Goldküste aufwuchsen und Musik mit einem sehr speziellen Retro-Sound machen. Klaus Johann Grobe wird mittlerweile über Amerika, Grossbritannien und Deutschland in die Schweiz zurückgereicht wie damals bei Yello geschehen. Schweizer Veranstalter sollten sich flugs Gedanken machen, ob ihre Location «grobisch» ist.

Die Waldbühne: Rockstar-Attitüde, Rampensäue, Platz für tausende Leute. Ist das was für euch Soundtüfftler?
Dani Bachmann: Wir haben schon ein paar grössere Festivals gespielt und wissen, was uns erwartet. Trotzdem kann man sagen, dass für uns kleinere Bühnen besser funktionieren, wenn wir das Publikum näher spüren, wir mitten drin sind, die Bühne nicht so hoch ist, es akustisch ein Soundbad gibt. Beim Open Air kommt der Sound ja immer eher indirekt. Das ist ein ganz anderes Spielgefühl.

Welches von euren Konzerten ist euch denn am meisten in Erinnerung geblieben?
Dani Bachmann: In Redding vielleicht.

Sevi Landort: Oder in Mannheim am Maifeld Derby, das war das Überraschendste. Wir haben in einem kleinen Zelt um Mitternacht gespielt. Die Leute haben irgendwann nur noch wild getanzt, Polonaise, mitgejohlt und gesungen – das war ganz schön speziell.

Kraftwerk haben damals ein ganzes Konzept entwickelt. Von Kling Klang Studio bis zur Entpersonalisierung bis zur Show. Was sagt denn euer Artdirektor Klaus Johann Grobe zum Thema Live-Auftritt. Kann man Klaus Johann Grobe Artdirektor nennen?
Dani Bachmann: Klaus Johann Grobe ist Programm. Ohne dass wir das beabsichtigt haben, gibt es immer den Moment, an dem wir uns fragen: Ist das grobisch oder nicht grobisch? Es fängt bei der Musik an, aber das Artwork gehört auch dazu oder die Art und Weise, wie wir das Musikgeschäft, in das wir jetzt hineingeraten, angehen, oder die Frage, mit welchen Leuten wir zusammenarbeiten wollen. Es muss alles grobisch sein. Man sieht von aussen, was das Konzept ist – ohne dass wir ein Konzept haben.

Sevi Landolt: Kraftwerk ist ein Gesamtkunstwerk, mit allem, was sie mitbringen. Da hört’s bei uns auf. Ist wunderbar, wenn das eine Band macht. Wenn wir beim nächsten Album sagen, okay, jetzt ziehen wir uns Hüte an, dann wäre das aufgesetzt.

Dani Bachmann: Das wäre nicht grobisch.

Muss es «natürlich» sein? Oder «leicht»?
Sevi Landolt: Auf jeden Fall leicht. Leicht unbekümmert. Und ehrlich irgendwo. (verschmitzt) Deshalb sind wir vielleicht nicht die Band für die grössten Open Air-Bühnen dieser Welt.

Ihr habt wunderschöne Instrumente am Start. Wie sieht es für euer Konzert auf der Waldbühne? Funktioniert das alles?
Sevi Landolt: Wir haben ein Schlagzeug, einen Bass und vier Keyboards dabei. Die Keyboards machen schon immer wieder mal Probleme. Darüber sind wir uns bewusst und das passt uns auch. Da ist einerseits der Sound dieser Instrumente, die du mit einem digitalen Keyboard nicht reproduzieren kannst, andererseits ist das Eigenleben dieser Dinger wunderbar. Klar ist es stressig, wenn sie zehn Minuten vor dem Konzert noch nicht funktionieren, und man muss wieder was umstecken, aber was sie uns zurückgeben an Sturheit und Eigenleben, das macht das wieder wett.

Dani Bachmann: Heute begleitet uns auch der Bassist Ernst David Hangartner. Zu Beginn hatten wir noch eine Loop-Station, wo wir die Bässe abgenommen haben, aber das war zu viel der Unberechenbarkeit.

Als ihr Teeanger wart, also vielleicht vor 15 Jahren – wo und wie habt ihr euch herumgetrieben? Die Moderatorin vom Schweizer Radio und Fernsehen hat sich ja gewundert, dass sie gleich alt ist wie ihr, auch aus Wädenswil kommt und euch nicht kennengelernt hat.
Sevi Landolt: Das fing an mit Konzerten. Wir waren Konzertgänger, keine Clubgänger. Wenn Club dann ausgewählte Musik, 60er Rock’n’Roll-Nächte oder mal eine Funk-Nacht, aber wir sind nicht die Herumtreiber.

Dani Bachmann: Für heute gilt: Mit unseren Konzerten treiben wir uns herum. Das reicht dann. Damals gab es im Moods in Zürich eine Aktion für junge Leute bis zwanzig, sehr günstiges Jahresabonnement. Ein Jahr lang war ich da drei Mal die Woche mit irgendwelchen älteren Herren. Das war das Grösste. Einfach nur die Live-Musik. Es war nicht wichtig, was es war. Wir haben dann letztens im Moods gespielt und mir wurde bewusst, wie gut man da jeden einzelnen sieht. Als Teenager dachte ich, mich nimmt eh keiner wahr. Vermutlich kennt mich aber die ganze Schweizer Jazz-Szene aus dieser Zeit.

Sevi Landolt: Die beste Zeit war immer, wenn man sich zuhause traf, Platten hörte, kiffte und über die Musik philosophierte. Das waren die richtig guten Nächte. Früher. Und eigentlich ist es das immer noch. Das erklärt alles.

Interview: Helge von Giese
Fotos: Sandra Blaser / konzertbilder.ch