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House of Pain – DJ Lethal oder das tiefe empfundene Glück morgens aufzuwachen

Für einen gereiften Hip-Hop-Musiker, der schon den einen oder anderen Beef überlebt und Kollegen über die Klinge hat springen sehen, ist jeder gelebte Tag das pure Glück. Erst recht, wenn man mit einem der grössten Klassiker des Genres – «Jump Around» – das Universum gegen den Uhrzeigersinn gedreht hat.

Wie gefallen dir denn die Vibes auf eurer Jump Around-Jubiläumstour?
Es ist einfach nur grossartig das machen zu können. Wir kommen ganz schön herum. Jetzt sind wir mal wieder sechs Wochen am Stück unterwegs. Ziemlich viel Spass ist das. Es kommt mir immer noch so vor, als ob ich 25 wäre und dann fällt mir ein, dass es das 25-jährige Jubiläum ist – und dann – oh, shit! (Er lacht.)

Ihr wart 1996 in Bern, das war kurz bevor House of Pain auseinander gegangen sind. Hast du Erinnerungen an diese Zeit?
Nicht wirklich. Kurz danach kam Limp Bizkit und ich bin in eine komplett anderen Welt abgetaucht, ein anderes Abenteuer.

Wie frei seid ihr an einem Gig wie am Gurtenfestival die Songs auszuwählen? Wahrscheinlich könntet ihr «Jump Around» zwanzig Mal hintereinander spielen und alle wären glücklich.
Das wär‘ mal was! Nein, Spass beiseite: Wir haben so eine grundsätzliche Idee und fangen mit einer Set-List an und dann entgleitet es und wir sagen uns – fuck it. Das ist Gefühlssache. Diese Set-Lists funktionieren auch eh nicht überall gleich. Es kommt auf die Leute an.

Hast du neue Projekte am Start? Nach der Tour?
Ich arbeite an vielen Sachen. Das Wichtigste für mich ist ein Projekt, das Lethal Wilson heisst. Aber ich bin 44 Jahre alt. Ich erwarte jetzt nicht ernsthaft, dass ich eine neue Karriere starte. Ich geniesse das Leben – ich geniesse es nur schon, morgens aufzuwachen. Was dann noch kommt, ist Sahnehäubchen.

Ich finde, dass du erstaunlich gut aussiehst. Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht, weil die Interviews im Vorfeld immer abgeblasen wurden.
Echt jetzt? Die ganze Logistik geht total an mir vorbei.

Dieser Matt Champy, dessen Name am Ende des Jump Around-Videos eingeblendet wird: War er Mitglied von House of Pain?
Nein, aber er war ein enger Freund. Wir haben davor eine Platte zusammen gemacht. Er und zwei andere hatten eine Flasche Lachgas gestohlen … Sie sind im Truck gestorben.

Du hast den verstorbenen Rapper Prodigy auf deinem Facebook-Profil gewürdigt. Kanntest du ihn?
Wir waren gute Freunde. Das führt jetzt zurück zu dem, was ich eben schon sagte: Ich freue mich, wenn ich morgens aufwache und sehe, ich habe Beine, ich kann mich bewegen, ich freue mich am Leben. Es ist ein Segen. Klar gibt es Hochs und Tiefs. Es ist nicht alles Disneyland.

Warum bist du eigentlich DJ geworden?
Naja, ich war einfach kein guter Klempner. Da dachte ich: Das lass ich mal lieber bleiben und mache das andere. (Er lacht.) Aber natürlich hat mich mein Vater inspiriert. Er war Musiker. Einer meiner Freunde hatte Turntables. Bei dem hing ich nach der Schule ab. Neben dem Stehlen, Sprayen und Breakdancen war das die liebste Beschäftigung.

Hat dich dein Vater später an den Turntables gesehen?
Klar. Er ist 2007 gestorben und hat die Höhepunkte mitgekriegt. Meine erste Tour hatte ich schon mit 16. Er war total stolz und hat durch mich gelebt. Wir kamen aus Lettland und waren Flüchtlinge. Er hatte seine Felljacke und seine Gitarre dabei und kam den ganzen Weg von New York nach Los Angeles, um House of Pain zu sehen.

Interview: Helge von Giese
Fotos: konzertbilder.ch