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Hintergründe zur Absage des Gurtenfestival 2021

U äbä doch nomau: Wir mussten das Gurtenfestival 2021 absagen.

Im Dschungel der Corona-News, herrschenden Verordnungen und schwierig zu verstehenden Hintergründen einer Festivalorganisation möchten wir versuchen, euch unsere Ausgangslage und Überlegungen, die zu der Absage 2021 geführt haben, näher zu bringen.

 

Was bis jetzt geschah

Im Unterschied zum letzten Jahr sagten wir Stand heute ohne behördliches Verbot ab. Wir haben aber auch keine Bewilligung für unseren Anlass.

Auf ein Verbot wären wir eigentlich rechtlich gesehen aufgrund von Vereinbarungen und Verträgen mit Dritten angewiesen gewesen. Sowohl emotional wie auch wegen unserer unternehmerisch empfundenen Verpflichtungen unserem Publikum, den Sponsor*innen, Lieferant*innen, Bands gegenüber, hätten wir gerne aufgrund eines Verbotes abgesagt.

Aber die Zeit läuft uns davon. Die epidemiologische Lage verschlechtert sich, wie auch der Bundesrat vergangenen Freitag sagte, seit Ende Februar zusehends.

Im Unterschied zum letzten Jahr, ist die Lage schon lange angespannt, die Normalität schon eine Weile her. Dies führte dazu, dass wir den Vorverkauf gar nie gestartet haben. Das wollten wir erst tun, wenn die Durchführung einigermassen sicher schien. Tja, dieser Augenblick kam leider nie.

Dies führte auch dazu, dass wir gar nie richtig mit der Arbeit begonnen haben, immer alles rausschoben, stets in unzähligen Szenarien dachten, immer auf klarere Ansagen, positive Entwicklungen, mögliche Wege hofften.

Diesem Warten müssen wir nun aufgrund der aktuellen Lage, der benötigten Zeit unser Festival gründlich und sicher auf die Beine zu stellen und der in Aussicht gestellten Entwicklung der Pandemie und damit einhergehenden Verordnungen und Auflagen, ein Ende setzen.

 

Ausblick: Grossveranstaltungen im Sommer 2021

Die Pressekonferenz des Bundesrates von vergangenem, Freitag, 19.03.2021, behandelte zwar Grossanlässe im Sommer 2021 nicht konkret, die getätigten Aussagen bestärken uns jedoch in unserem Schritt, das Festival aus eigener Kraft abzusagen.

Der Schutzschirm für Corona-bedingte Absagen greift verständlicherweise erst, wenn die Veranstaltung eine Bewilligung für ihren Anlass hat. Dies haben wir Stand heute, auch wieder verständlicherweise, nicht. Solche Bewilligungen werden zudem schon im Normalbetrieb erst relativ kurzfristig ausgestellt. Für mehr Informationen hierzu verweisen wir auf die Medienmittelung des Branchenverbandes der SMPA vom Freitag, 19.03.2021, «Wichtiger Teilerfolg für die Veranstaltungsbranche: Schutzschirm für Corona-bedingte Absagen und Verschiebungen».

Die Aussage, dass, sobald alle, die das wollen, geimpft sind, ganz auf Schliessungen verzichtet werde, hilft Anlässen in unserer Grösse für Mitte Juli auch nicht. Es wird noch einige Wochen, wenn nicht Monate dauern, bis klar ist, wann dieser Zeitpunkt verlässlich und verbindlich gekommen sein wird. Die Abhängigkeiten und Ungenauigkeiten was Impfstofflieferungen, -kapazitäten sowie Impfwilligkeit der Bevölkerung angeht, sind gross. Wir können es uns nicht leisten, darauf zu hoffen und einfach anzunehmen, dass dies a) dann auch wirklich so vom Bundesrat und den Kantonen umgesetzt werden wird und b) die Impfungen ab jetzt ideal, effizient und ohne Verzögerungen vonstatten gehen werden.

 

Gurtenfestival mit reduzierter Kapazität – realistisch?

Eine weitere Frage, die uns oft gestellt wurde und wird: Plant ihr nicht eine kleinere Ausgabe, habt ihr einen Plan B? Für uns ist es so – Gurtenfestival bedeutet: Eine Kapazität von 20’000 Personen pro Tag, keine Sitzplätze, kein Social Distancing, sondern Nähe, gemeinsames Singen und Feiern und nationale wie internationale Acts.

Unser Anlass lebt von der Masse, vom sich frei Bewegen, von emotionalen, dicht an dicht gedrängten Momenten vor der Bühne. Ein Gurtenfestival mit Sitzplätzen, reduzierter Kapazität, keinen Dancetents, das ist schlicht und einfach kein Gurtenfestival.

Die Option kurzfristig die Besucher*innenkapazität aufgrund neuer Verordnungen massiv zu reduzieren haben wir nicht. Dies ist finanziell und planerisch ein Ding der Unmöglichkeit.

Die Option, aufgrund von entsprechenden Verordnungen mit weniger Besucher*innen zu planen, haben wir auch nicht. Denn eine Ansage, mit welchen Kapazitätsobergrenzen wir im Sommer rechnen müssen, die fehlt ja auch nach wie vor. Plus: Ein Gurtenfestival mit beispielsweise 3’000 statt 20’000 Besucher*innen, seien wir ehrlich, ist eben kein Gurtenfestival. Das wäre für uns auch finanziell sehr schwierig zu stemmen. Zu teuer ist der Bau einer kleinen Stadt auf dem Hügel über Bern. Rein organisatorisch wäre dies dann ja korrekterweise auch ein anderer Anlass, der neu gedacht und geplant werden müsste.

Dann kommt noch die Dimension des Programms, der Bands hinzu. Die Option, für jede internationale Band, die absagt, eine andere zu buchen, die gäbe es an sich schon. Am Ende dieses Weges gäbe es dann x Schweizer Festivals, die alle dasselbe Programm, dieselben Bands haben.

 

Einlasskriterien an einer Grossveranstaltung mit über 20’000 Personen pro Tag

Die Option, mittels Einlasskriterien mit Impfnachweis und negativen Tests ein Festival mit voller Kapazität und keinen Abstandsregeln abzuhalten, beurteilen wir für den Juli 2021 leider auch als unrealistisch. Denn:

Wo sind denn die Kapazitäten für diese täglich 10’000 – 30’000 (je nach Anzahl geimpfter Personen, inkl. allen Mitarbeitenden, Bands, Crews etc.) Tests innert wenigen Stunden? Wer bezahlt das? Alleine für das Gurtenfestival würden hier locker 1 Million Mehrkosten anfallen. Eine Million, die wir vor allem nach dem vergangenen Jahr, nicht haben. Ein Test dauert aktuell je nach dem 3 – 6 Minuten in der Durchführung. Das Resultat erfolgt je nach Art des Tests 30 Minuten bis 48 Stunden später. Testen bedeutet auch immer mit Abstand und Schutzmassnahmen anzustehen und zu warten. Nochmals, wir haben mehr als 20’000 Personen pro Tag auf dem Hügel. Dies ist für uns logistisch, zeitlich und finanziell ein Ding der Unmöglichkeit. Oder wird auf Selbsttests für Zuhause gepokert? Die sind, Stand heute, noch nicht zugelassen, und man würde auf Selbstverantwortung setzen, weil ja niemand mit Sicherheit sagen kann, ob der Test auch tatsächlich von dieser Person ist. Ein Rechenbeispiel: Alleine für das Gurtenfestival würden also vereinfacht gerechnet 80’000 solcher Tests in 4 Tagen verbraucht werden. Aktuell wird davon gesprochen, dass im Idealfall jeder Person vom Bund fünf kostenlose Tests pro Monat (!) zur Verfügung stehen sollen. Rechnen wir das hoch auf sämtliche Veranstaltungen, klein bis gross, in der gesamten Schweiz – das sind Mengen und Dimensionen an Tests, die in diesem Ausmass wahrscheinlich nicht erhältlich sein werden. Darauf zu hoffen, dass wir mit dieser Annahme falsch liegen, können wir uns nicht leisten.

Ihr seht: Unsere Optionen für dieses Jahr sind ausgeschöpft. Wir sind ehrlich gesagt auch etwas erschöpft.

 

Für einen Veranstaltungssommer im kleineren Rahmen

Andere Veranstalter*innen haben Stand heute noch ein paar Optionen, für andere ist es erst fünf vor, statt bereits fünf nach zwölf.

Deshalb bitten wir die Politik analog den Aussagen des Bundesrates vom 19.03.2021: Schafft Klarheit, im Sinne von der und für die Sache. Bietet der Kulturbranche und der Bevölkerung eine Perspektive.

Konzentriert euch auf die in den kommenden Monaten möglichen Events und sorgt dafür, dass dort die Kapazitäten, Rahmenbedingungen und Schutzmassnahmen schnellstmöglich klar sind. Damit diesen Sommer und Herbst in klar abgesteckten Rahmen so viele Anlässe wie möglich stattfinden können. Für die Bevölkerung, die Besucher*innen, die sehnlichst und bereits im zweiten Corona-Sommer auf Angebote und Anlässe warten, für unsere Branche, sämtliche Veranstalter*innen, Künstler*innen, Technikfirmen, Caterings etc. Ermöglicht einen Veranstaltungssommer und -herbst – innerhalb realistischer, vernünftiger und planbarer Kapazitätsgrenzen und Schutzmassnahmen.

 

Unsere Zeit ist leider bereits abgelaufen. Wir würden unseren Sommer aber liebend gerne an anderen, kleineren Veranstaltungen verbringen, ein frisches Bier in der Abendsonne trinken, nach einem Aareschwumm ein Konzert besuchen, auf ein Apéro und feines Znacht in die Lieblingsbeiz und wildfremden Menschen (von Weitem ;)) fröhlich zuprosten.

 

Merci für deine Aufmerksamkeit.

Wir hören und sehen uns. Bis denn dann – stay safe, stay true, eure Gurtenfestival-Crew