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«Für mich ist kein Wunsch zu schräg»
Sie sorgt zusammen mit einem Team von 14 Personen dafür, dass sich die Musiker im Backstage am Gurtenfestival wohl fühlen: Nadja Taylor (46) betreut die Artists auf dem Berner Hausberg und erzählt im Interview, wie man Künstler glücklich macht.
Nadja, seit wann arbeitest du auf dem Gurten und was sind deine Aufgaben?
Ich habe 2011 angefangen am Gurtenfestival zu Arbeiten. Ich war damals verantwortlich für die Pre-Production der Dance Tents. Während dem Festival habe ich jeweils die Koordination der DJs und Bands in der Bamboo Bar übernommen und war verantwortlich für die Dance Tents. Pro Dance Tent gibt es zwei Hosts, die ich jeweils betreue und über die Wünsche der Acts informiere. Die Pre-Production der Dance-Tents mache ich heute noch. Zudem bin ich nun verantwortlich für den Artist Bereich.
Was heisst dies konkret?
In der Vorbereitung schicken die Bands einen sogenannten Hospitality Rider. Dieser ist Teil des Vertrags und enthält die Wünsche der Künstler. Ich nehme mir dann anderthalb Tage Zeit und kaufe alles ein, was sie sich wünschen. Für jede Band mache ich einen Sack bereit, der wird dann auf den Gurten transportiert und wartet in den Containern auf die Acts. Jede Band hat hier einen bis drei Container, Muse hatten ganze sechs. Zudem hatte unsere Infracrew dann auch noch ihre Garderobe mit Sichtschutz abgesperrt. Ihnen war die Privatsphäre wichtig.
Was gibt es sonst noch für Spezialwünsche?
Für mich ist kein Wunsch zu schräg. Ich kann es nachvollziehen, wenn jemand zwölf Paar Socken braucht. Wenn jemand sein veganes Haarshampoo will, dann hat das seinen Grund. Jemand hat einen Fussball bestellt. Eine andere Band wollte einen Pingpong-Ball. Jemand kannte dann jemanden auf dem Zeltplatz, der einen dabei hatte. Der Spender hat den Ball wieder zurückbekommen – mit den Unterschriften der Bandmitglieder.
Was sind die Herausforderungen deiner Tätigkeit?
Wir haben hier nicht so viel Platz wie in einer Halle. Darum ist es wichtig, dass wir die Wünsche der Acts erst recht erfüllen können. Es macht mir viel Freude, die Bedürfnisse abdecken zu können.
Wie viel Zeit verbringen die Acts jeweils hier oben auf dem Gurten?
Immer weniger. Früher hatten sie mehr Zeit. Heute fliegen die Musiker teilweise ein und gehen dann gleich wieder. Sie haben ein gedrängtes Programm und gehen von Festival zu Festival. 77 Bombay Street beispielsweise reisten gleich weiter nach Basel zum nächsten Gig. Teilweise reisen die Bands aber auch mit der ganzen Familie an, insbesondere jetzt wo Ferienzeit ist. Es gibt auch solche, die Freunde in der Schweiz haben und gleich ein paar Tage auf dem Gurten bleiben, weil es ihnen so gut gefällt.
Und wie gelangen die Bands hier hin?
Das ist ganz unterschiedlich. Kaya Yanar zum Beispiel kam mit dem Zug. Andere kommen mit einem Charter-Flug oder dem Privatjet.
Welche Erwartungen haben die Artists? Was ist wichtig für sie?
Sie wollen einfach als Menschen behandelt werden. Sie wollen, dass man natürlich auf sie zugeht – und auch, dass man ihre Wünsche erfüllt. Die Musiker sind die ganze Zeit unterwegs. Wenn dann jemand seine spezielle Peanutbutter braucht, dann bekommt er sie. Jeder Mensch will sich zuhause und wohl fühlen können. Wir können ihnen dabei helfen und ihnen hier auf dem Gurten ein schönes Umfeld gestalten.
Was hat sich in den letzten Jahren verändert?
Die gesunde Ernährung wird immer wichtiger für die Artists. Dieses Jahr hatten wir das erste Mal selbst gemachten Eistee, der kommt sehr gut an.
Wie zauberst du gestressten Künstlern ein Lächeln auf die Lippen?
Indem ich mich nicht aufdringlich verhalte. Wenn sie anreisen, gebe ich ihnen die Zeit, die sie brauchen, um anzukommen. Dann gehe ich auf sie zu und Frage, was ich ihnen gutes Tun kann. Es braucht etwas Feingefühl und auch nicht immer Worte, um herauszufinden, was jemandem Freude bereitet.
Was war dein schönstes Erlebnis auf dem Gurten?
Das sind so viele. Unter anderem wenn sich die Bands persönlich verabschieden und sagen, sie würden gerne noch ein bisschen da bleiben. Oder am Sonntagmorgen konnte ich kurz Kaya Yanar zuhören. Die Leute stehen dort vor der Bühne vor einer Person und lachten herzhaft. Das war schön.
Mark Crown von Rudimental war am Sonntagmorgen auf Twitter voll des Lobes für das Gurtenfestival: Es sei das schönste und best organisierte Festival der Welt. Dafür bist du mitverantwortlich. Wie fühlt sich das an?
So etwas ist das schönste. Das ist der Lohn für die Arbeit von uns allen. Wichtig ist aber auch der Applaus des Publikums. Du siehst, dass sich die Band vielleicht auch ein wenig Dank deinem Einsatz wohl fühlt und das dem Publikum weitergeben kann. Schlussendlich machen wir das alles ja fürs Publikum.
Interview: Nora Camenisch
Foto: Sandra Blaser