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Das war der Donnerstag
Was für ein Donnerstag! Es jagte jetzt nicht ein Höhepunkt den andern, aber so ähnlich wars schon.
„When I say IRIS you better say GOLD!“ Oh, wie gabs am Nachmittag ein Gurtenmomentchen: Iris Gold, Ersatz für Kenianer J.S. Ondara, ach, was sagen wir da: sehr würdiger Ersatz. Zeitweise in fake fur heizte sie ein, ja, das dürfen wir hier für einmal sagen, es wird wirklich heiss, vor der Bühne, hinter der Bühne wohl auch, Iris Gold ist heiss. Dieses unaffektierte Gebaren, diese einfache Show, diese Ausstrahlung! So was erwarten wir dann auch von Ms. Lauryn Hill, wir erwähnen das, weil Iris Gold sie als Idol nannte (wie auch Macy Gray, war ja klar). Die Soulqueen war eine Wucht, das Gurtenpublikum kam gar nicht mehr mit vor lauter Staunen, jedenfalls machte das den Eindruck.PS: Iris Gold macht #faceapp. Können wir auch, hüstel hüstel, schaut mal unser Insta 🙂
Den ersten richtigen Gurtenmoment lieferte aber Marius Bear, der schon einmal hier war, damals noch als Marius Bär. Vor seinem Wahnsinnsauftritt stellte er sich dem Gummibärenorakel (morgen auf Rockette) und sass überhaupt total relaxed backstage herum. Diese Ruhe strahlt er auch auf der Bühne aus, und man wird den Eindruck nicht los, dass man den Appenzeller irgendwohin stellen könnte – an die Mittelstation, auf die Hauptbühne, ins Hallenstadion – er würde überall hinpassen, überall so präsent sein wie eben heute auf der Waldbühne. Marius Bear ist gross. Ganz gross.
Vor lauter Marius Bear haben wirs nur noch zum letzten Song von Trettmann vor die Zeltbühne geschafft. Erstaunt waren wir, als wir ihn sahen. Aus irgendeinem Grund dachen wir, er sehe aus wie der Frontsänger von Annenmeykantereit. Oder ein bisschen wie Leduc. Das stimmt überhaupt nicht. Er sieht ganz anders aus und ist viel älter. Das Publikum dagegen war sehr jung. Und fast alle sahen aus wie Lo.
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Da wir aber kaum etwas von Trettmanns Gig gesehen haben, mussten wir andere Kenner fragen, wie es war. „Huere geil“, „für einmal stand er alleine da. Der DJ war nicht mit auf der Bühne“, „krasse Lichtshow“, „isch würkläch rächt abgangä“, „aus jungi Lüt, die hei huere Fröid gha“, „Hip-Hop haut“, „er hat alle Hits gespielt. Zum Beispiel die Features mit Cro oder Gringo. Deren Part hat er einfach auf der Leinwand laufen und sie rappen lassen“.
Später standen wir pünktlich vor der Hauptbühne. Für Tash Sultana. Die selbsternannte Genderfluide, die virtuos Gitarre spielt und singt. Sie beherrscht aber auch den Umgang mit der Trompete, Synthesizern und unzähligen weiteren Instrumenten. Alles nimmt sie auf und kreiert mit ihrer Loopstation unglaubliche Klanglandschaften.
Es war kein einfaches Konzert. Keines, bei dem Licht- und Pyroshows aufgefahren wurden. Die Künstlerin animierte nicht zum Mitsingen, zum Tanzen oder Abgehen. Und während des ganzen Gigs spielte sie etwa sechs Songs. Lange Songs.
Es ist mutig, einen solchen Act um die beste Zeit auf die Hauptbühne zu holen. Aber es hat funktioniert. Der Platz war genauso voll wie gestern bei den Twenty One Pilots. Die Leute standen dort, weil sie ihr gern zuhörten, vielleicht, weil sie beeindruckt waren von dieser Person auf der Bühne. Vielleicht wollten sie aber auch nur cool sein und so tun, als gefiele ihnen diese eher experimentelle Musik. Aus welchen Gründen auch immer sie da waren, sie haben auf jeden Fall ein Konzert mitbekommen, bei dem es um Musik ging. Um anspruchsvolle Musik. „Die haben alle eine Lektion in musikalischer Erziehung bekommen“, sagte ein richtiger Kenner.
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Text: Nina und Julia
Bild Marius Bear: Dominique Niklaus